TFG-Neubau: Massive Planungsfehler sind zu korrigieren

Das einstige Prestige-Projekt der Stadtverwaltung und einiger Akteure der Schwerter Stadtpolitik, die zweite Gesamtschule, verkommt immer mehr zu einem Planungsdesaster. Nicht nur die im Moment stark in der Kritik stehende Standortwahl ist hier zu beachten; wir als FDP Fraktion Schwerte möchten vielmehr noch auf das pädagogische Konzept der Schule ein Auge werfen.
Schon vor Jahren, in der ursprünglichen Planungsphase der TFG, zeigte unsere Ratsfrau Renate Goeke im Schulausschuss auf, dass sich eine großzügige Planung einer zweiten Gesamtschule mit funktionstüchtiger Oberstufe nicht mit dem Schulentwicklungsplan begründen lässt. Diese mit Zahlen belegten Bedenken wurden schon damals von ideologischen Verfechtern des Gesamtschule-Konzeptes ignoriert, mit der Begründung, dass die Beliebtheit des Konzeptes insgesamt steigen würde und dann eben auch mehr Schüler kommen würden.
Nun, nachdem die Schule 5 Jahre sich selber in einem unzureichend eingerichteten Gebäude überlassen wurde, scheint alles sehr schnell gehen zu müssen. Das rigorose Planungsvorgehen hat verschiedene Prüfungen rund um den Standort vernachlässigt und abermals keine fundierte Analyse der Gesamtsituation nach dem Schulentwicklungsplan zugelassen.
Die Planung eines Neu- oder Umbaus hängt aber unmittelbar mit der Richtungsentscheidung darüber zusammen, ob eine Oberstufe langfristig angestrebt wird. Für den Fall, dass diese Frage positiv beschieden wird, muss es in einem zweiten Schritt darum gehen, ob diese Oberstufe autark oder in Kooperation mit der Gesamtschule Gänsewinkel betrieben werden soll.
Grundsätzlich bemisst sich die Qualität einer Oberstufe an der Kursvarianz, die den Schülern geboten wird. Dabei gilt vereinfacht das Motto: „Je mehr Schüler, desto besser die Oberstufe“. Die individuelle Auswahlmöglichkeit der zwei Leistungskurse und der diversen Grundkurse gibt den Schülern die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Interessen zu vertiefen und ihre Fachwahl zumindest in einem gewissen Rahmen nach persönlichem Belieben zu gestalten. Dieser wichtige Teil der Schullaufbahn sollte nicht aufgrund mangelnder Varianz in die Regelfächer gedrängt werden, sondern den Schülern zuliebe möglichst breit aufgestellt werden. Der Erfolg der Kurse und der Spaß für die Schüler sollte an dieser Stelle ernst genommen werden. Große Wahlmöglichkeiten bei niedrigen Schülerzahlen sind nicht dauerhaft zu realisieren und man kann somit bei den aktuellen Zahlen bestenfalls von einer Notoberstufe ausgehen.
Prinzipiell erhält jeder Schüler und jede Schülerin, mit dem Qualifikationsvermerk nach Klasse 10 das Recht in die differenzierte Oberstufe zu wechseln.
Dies steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass die gewünschte Oberstufe genügend Kapazitäten be- sitzt und der Schulleiter der Aufnahme zustimmt. Damit haben die externen Bewerber für die Oberstufe nicht die gleichen Rechte wie die Schüler/innen, die die ersten sechs Jahre an der Schule besucht haben. Dieser Makel könnte durch eine Beschulungsvereinbarung ausgeglichen werden, die, wenn sie mit einem örtlichen Gymnasium getroffen wird, zusätzlich noch einen Imagegewinn bedeutet. Sie sollte folgende Aspekte enthalten:
- Alle Schüler/innnen der TFG erhalten mit der Einschulung in Klasse 5 die Zusicherung, dass sie, falls sie an der TFG den Qualifikationsvermerk erhalten, in die Oberstufe des Kooperationsgymnasiums wechseln können. Hierdurch wäre bereits bei der Einschulung in Klasse 5 ein Weg zum Abitur aufgezeichnet. Dies würde nicht nur das Image der TFG deutlich heben, sondern auch einen eigenständigen Weg neben dem bereits bestehenden Weg durch die GS Gänsewinkel ermöglich. Außerdem könnte dieses Modell auch für die bereits an der TFG zurzeit unterrichteten Kinder gelten.
- Ergänzend müssten die TFG-Schülerinnen und Schüler bereits in der Klasse 10 an das aufnehmende Gymnasium herangeführt werden. Hier bieten sich folgende Maßnahmen an:
- ein Tag der offenen Tür am aufnehmenden Gymnasium nur für TFG Schüler/innen der
Klasse 10 - Einbeziehung der Schüler bereits im zweiten Halbjahr der Klasse 10 bei den Wahlen
am aufnehmenden Gymnasium - Weitere vertrauensbildende Maßnahmen sind denkbar und wünschenswert
- ein Tag der offenen Tür am aufnehmenden Gymnasium nur für TFG Schüler/innen der
Eine unnötig überdimensionierte Schule wäre nicht zuletzt eine Belastung für alle Schwerte Bürger, denn angesichts der hohen Kosten werden die Schulden noch mehrere Generationen finanziell lähmen. Da bereits in der Planung Kosten im hohen zweistelligen Millionen-Bereich geplant sind und mit einer Steigerung während der Bauphase zu rechnen ist, können wir lokale Steuererhöhungen als Folge nicht ausschließen. Nicht zuletzt ist der TFG-Neubau eines von mehreren, kostenintensiven, städtischen Großprojekten, die unmittelbar bevor stehen.
Wir als FDP Schwerte beobachten mit Bedauern, dass alle diese wichtigen Fragen und Bedenken nach wie vor unter den Tisch gekehrt werden, um nicht dem Ruf der Schule oder dem Planungsprozess zu schaden. Was aber der Schule wirklich schadet, ist ein unausgereiftes Konzept, welches die Bedürfnisse der Schüler nicht erfüllt. Deswegen werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass den Schülern und den Eltern der Schülern anstatt einer überdimensionierten Gesamtschule eine weiterführende Schule mit qualitativ hohem pädagogischem Profil und einer sicheren Möglichkeit der Übernahme in die Oberstufe geboten wird. Eine Schule dieser Größe erfordert präzise Planungen und realistische Aussichten; wir versuchen hiermit einen Teil dazu beizutragen.
Auf den anhängenden Dokumenten können Sie die Belege für unsere Bedenken nachvollziehen: